Karl-Erich Schaefer:  Frau mit Kind auf dem Schoß

Karl-Erich Schaefer (1905–1982),
Frau mit Kind auf dem Schoß
Undatiert
Öl auf Leinwand, 105,0 x 80,5 cm
Inv.-Nr. A 1264
Foto: K. Risse

Karl-Erich Schaefer wird in Akten des Archivs der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK Dresden) als ausgezeichneter Student der Malereiklasse Professor Richard Drehers (1923-1930) und als fähiger Malerei-Dozent (1961-1970) benannt. Er war Gründungsmitglied der Künstlervereinigung „Das Ufer“, Mitglied sowohl des Zentral- als auch Bezirksvorstandes des Verbandes Bildender Künstler und beteiligte sich umfassend an der Entstehung und Gestaltung der Abendschule an der HfBK Dresden in den 1960er und 70er Jahren. Danach kann er als ein wichtiger Vertreter der Dresdner Künstlerschaft bezeichnet werden.

Im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes wurden seit Ende des letzten Jahres der Gemäldebestand von etwa 1400 Arbeiten von Studierenden und Lehrenden, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts an der HfBK Dresden entstanden sind, begutachtet und inventarisiert. Dabei wurde der kritische Erhaltungszustand der Malerei des Werkes „Frau mit Kind auf dem Schoß“ von Karl-Erich Schäfer aufgedeckt und das Gemälde sichergestellt.

Im Zuge des Forschungsprojektes soll der Gemäldebestand erschlossen werden, um ihn als Lehrsammlung für die Studierenden nutzbar zu machen. In diesem Zusammenhang wird das genannte Gemälde im Rahmen einer Diplomarbeit im Studiengang Konservierung und Restaurierung seit Oktober 2017 eingehend untersucht und ein vorläufiges Konservierungs- und Restaurierungskonzept erstellt. Die mikroskopische Untersuchung, technische Fotografie sowie Farb- und Bindemittelanalysen sollen Aufschluss über die Maltechnik und den Aufbau der Künstlerpalette geben.

Auf dem gezeigten Werk ist laut einer alten Fotografie „Frau Schaefer mit Petra“, also Frau und Kind des Künstlers zu sehen.[1] Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Mutter als ein klassisches Motiv in der Kunstgeschichte wurde vom Künstler aufgegriffen und in der Darstellung seiner Familie interpretiert. Ursula Schaefer sitzt auf einer Truhe vor einem hellblauen Vorhang, der eine graue Wand fast vollständig verdeckt. Streng, aber geduldig blickt sie nach rechts am Betrachter vorbei. Ihre dunkelrote Strickjacke deckt sich mit ihrem roten Lippenstift. Das schwarze Haar ordentlich nach hinten gesteckt, vermittelt sie ein Gefühl von Sicherheit und Ordnung. In ihrem Schoß hält sie ruhig und bestimmt ein blondes Kleinkind. Eine orangene Puppe umklammernd, schaut es mit wachen Augen den Betrachter direkt an. Das linke Bein des Kindes strampelt nach vorn, wird aber fest von der Mutter gehalten. Fast leuchtend hebt sich das Kind farblich von der Mutter ab. Ihre Kleidung wurde, gemäß ihrer Ausstrahlung, aus dunklen, gesetzteren Farbtönen komponiert. Dem entgegengesetzt bilden der weißlich, pastellgelbe Anzug und die Mimik wie Körperhaltung des Kindes für den Betrachter einen klaren Kontrast.

Schwerer zu sehen ist, dass es sich bei diesem Werk um eine mehrfach bemalte Leinwand handelt. Der Künstler hat also sein eigenes Gemälde nochmals übermalt. Dies hatte zur Folge, dass die gesamte obenliegende Malerei stark gerissen ist und sich große Farbschichtbereiche ablösen oder bereits verloren gegangen sind.

Die Ursachenfindung und der Umgang mit so einem speziellen, maltechnisch bedingten Schaden stellt eine besondere Herausforderung an die weitere Verfahrensweise und den zukünftigen Umgang mit dem Gemälde dar.

Die Sammlung der Kustodie der HfBK Dresden beherbergt außerdem noch elf weitere Gemälde des Künstlers, sowohl aus dessen Studienzeit als auch aus seiner Zeit als Lehrender für Malerei im Grundstudium und an der Abendschule. Eine Untersuchung dieser Gemälde im Frühjahr 2018 soll weitere Informationen über seine künstlerische Entwicklung, seine Maltechnik sowie über mögliche Schadensursachen liefern. Hiernach erfolgen in diesem Portal ein umfassender Bericht sowie die Ergebnisse der nachfolgenden Restaurierung.

Paula Sowa

Detail aus Karl-Erich Schaefer: Frau mit Kind auf dem Schoß

Detailaufnahme des Kindergesichtes mit ausgeprägten
Frühschwundrissnetzen und sichtbarer unterliegender Malerei
innerhalb der Farbschichtfehlstellen
Foto: P. Sowa

 

[1] HfBK Dresden, Archiv, Bestand Kunstakademie, Personalakte Lehrende, Personalakte Karl-Erich Schaefer, ohne Signatur, 1960-1970.